Wie man die richtige PSAgA auswählt: Ein Leitfaden für angehende Höhenarbeiter

Für Alle, die in der Höhe arbeiten, ist die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) von entscheidender Bedeutung. Sie schützt vor Stürzen und rettet im Ernstfall Leben. Doch worauf sollte man beim Kauf einer PSAgA achten? Dieser Leitfaden stellt die wichtigsten Überlegungen vor, die Einsteiger bei der Wahl ihrer Ausrüstung berücksichtigen sollten.

Was versteht man unter dem Begriff PSAgA

PSAgA steht für Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz. Was macht die Schutzausrüstung „persönlich“? Das hat vor allem mit hygienischen und ergonomischen Gründen des Anwenders zu tun. Jeder Anwender sollte über seine eigene Persönliche Schutzausrüstung verfügen, die seinen individuellen Bedürfnissen entspricht.

Poollösungen sind in der Regel nicht nur unhygienisch, sondern führen auch durch die erschwerte Nachvollziehbarkeit zu einem höheren Prüfaufwand. Auch ist der Umgang der Anwender mit einer individuell zugeordneten Ausrüstung oft sorgsamer, da hier die Verantwortung für die PSA klarer geregelt werden kann.

Aufbau und Bestandteile der PSAgA

Eine vollständige persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz besteht aus mehreren unerlässlichen Komponenten, die zusammenarbeiten, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten:

  • Helm: Der Helm schützt den Kopf vor herabfallenden Objekten, Stößen und Verletzungen bei einem Sturz. Achten Sie auf geprüfte Modelle, die hohen Schutz mit optimalem Tragekomfort kombinieren, denn nur bequeme Helme werden auch dauerhaft getragen.
  • Auffanggurt: Der Gurt ist das Herzstück der PSAgA. Er ermöglicht durch die Auffangöse bzw. Rückhalteöse, eine Verbindung von PSAgA-Anwender zum Anschlagpunkt herzustellen. Dabei umschließt er den Körper sicher und verteilt die Kräfte im Falle eines Fangstoßes gleichmäßig auf den Benutzer. Qualitativ hochwertige Gurte sind für den Dauereinsatz konzipiert und bieten durch gepolsterte Beinschlaufen und atmungsaktive Materialien einen hohen Tragekomfort. Gurte im Vestenformat mit öffenbaren Beinschnallen ermöglichen ein einfaches Anlegen des Gurts, während die Schnallen es dem Anwender ermöglichen den Gurt auch im sicheren Stand anzulegen.
  • Verbindungsmittel: Verbindungsmittel werden verwendet um den Gurt über die Anschlagsöse mit dem Anschlagpunkt bzw. der Anschlageinrichtung zu „verbinden“. Sie sind in verschiedenen Längen erhältlich. Wenn Verbindungsmittel in Auffangsystemen eingesetzt werden, müssen diese mit einem Falldämpfern ausgestattet sein, Die Gesamtlänge eines Verbindungsmittels (mit Verbindungselementen) darf in Auffangsystemen maximal 2m betragen.

Anwendungsbereiche und Anforderungen an PSAgA

Unterschiedliche Anwendungsgebiete erfordern unterschiedliche Sicherheitsmaßnahmen. Die Anforderungen an die PSAgA variieren dementsprechend je nach Einsatzgebiet. Für PSAgA-Anwender sind vor allem folgende Anwendungsbereiche relevant:

  • Arbeiten auf Flach- und Steildächern: Hier kommen in der Regel Rückhaltesysteme zum Einsatz, da diese ein Erreichen der Absturzkante bei korrekter Einstellung unmöglich machen. Müssen Arbeiten im absturzgefährdeten Bereich durchgeführt werden, empfiehlt sich die Verwendung eines Höhensicherungsgeräts, welches auch für den horizontalen Einsatz geeignet ist, da dieses durch rechtzeitiges arretieren ggf. eine Sturz verhindern kann und im Falle eines Sturzes mit geringem Fangstoß fängt.
  • Einsatz in Industrieanlagen: Bei Arbeiten in Behältern Containern oder Silos gewährleistet die PSAgA in der Regel die Notfallrettung. Wählen Sie Gurte und Verbindungsmittel, die für die speziellen Anforderungen der Anlage geeignet sind. Z.B Gurte mit speziellen Rettungsösen, die es ermöglichen den Anwender senkrecht nach oben aus einem Behälter, Sacht oder Silo, via Dreibein und Rettungswinde, zu retten. Bedenken Sie, dass schon nach einmaligem Einsatz ein Kontakt mit schädlichen oder unbekannten Chemikalien stattfinden kann, der dazu führt das die Ausrüstung ausgesondert werden muss.
  • Wartung von Windenergieanlagen: Aufgrund der verschiedenen Anwendungen innerhalb der WEA, kommt eine Vielzahl von verschiedenen Ausrüstungskomponenten zum Einsatz. Ein komplettes PSAgA-Set besteht hier in der Regel aus Helm, Halteseil, Gurt, Falldämpfer, Rundschlingen, Karabinern und einem oder mehreren Steigschutzläufern. PSA gA für den Gebrauch in der WEA sollte besonders strapazierfähig und leicht sein, um ein ermüdungsfreies Arbeiten zu ermöglichen.

Allgemein gilt: Die PSAgA muss für den jeweiligen Anwendungsbereich zugelassen und geeignet sein. Zögern Sie nicht, den Rat eines Spezialisten einzuholen, bevor Sie mit dem Kauf der Ausrüstung loslegen. Orientieren Sie sich an den geltenden DIN- und EN-Normen sowie an den Hersteller- und Händlerempfehlungen, um die richtige Ausrüstung zu wählen.

PSAgA und Normen

Sicherheit geht vor – darum ist es wichtig, die Normen zu kennen. Alle Komponenten der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz müssen strengen Normen und Prüfkriterien genügen, um ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten. Die wichtigsten Normen im Überblick:

  • DIN EN 361: Diese Norm definiert die Anforderungen an Auffanggurte. Achten Sie beim Kauf eines Auffanggurts auf die Kennzeichnung "EN 361", um einen normkonformen Gurt zu erhalten. Auffanggurte dürfen in Auffangsystemen eingesetzt werden.
  • DIN EN 354 und 355: Verbindungsmittel und Falldämpfer müssen die Kriterien dieser Normen erfüllen. Nur so ist sichergestellt, dass sie im Sturzfall die nötige Sicherheitsleistung bringen.
  • DIN EN 397: Schutzhelme für die Industrie sind nach dieser Norm geprüft. Sie stellt sicher, dass der Helm vor Stößen und Stürzen schützt.
  • DIN EN 362: Diese Norm regelt die Anforderungen an Verbindungselemente wie Karabiner und Haken, die bei Arbeiten zum Einsatz kommen.

Generell ist beim Kauf von PSA gA darauf zu achten, dass die erworbenen Artikel nicht den Normen aus dem Sportkletterbereich entsprechen, sondern tatsächlich für den Arbeitseinsatz und die spezifischen Anforderungen des Anwendungsbereiches gedacht und zertifiziert sind.

Die Hersteller sind verpflichtet für jede Komponente der PSAgA die Erfüllung der relevanten Normen in der Produktbeschreibung auszuweisen. Prüfen Sie dies genau, um sicherzugehen, dass Ihre Ausrüstung den relevanten Sicherheitsanforderungen innerhalb Ihres Anwendungsgebiets entspricht.

Worauf bei PSAgA noch achten ist

Neben der Normkonformität gibt es einige weitere wichtige Punkte, die man bei der Wahl der PSAgA berücksichtigen sollte:

  • Gewicht und Tragekomfort: Viele PSA-Anwender tragen ihre PSAgA oft über mehrere Stunden hinweg. Wählen Sie daher Modelle, die leicht und komfortabel sind und ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit ermöglichen. Gurte mit gepolsterten Bein- und Schulterpartien sowie ergonomisch geformte Helme erleichtern die Arbeit und somit das Befinden der Anwender enorm.
  • Kompatibilität der Komponenten: Stellen Sie sicher, dass alle Komponenten Ihrer PSAgA miteinander kompatibel sind. Kein Ausrüstungsgegenstand sollte die Funktion eines anderen einschränken oder behindern. Vertrauen Sie auf PSA gA-Sets aus einer Hand oder lassen Sie sich vom Fachhändler beraten.
  • Robustheit und Langlebigkeit: Eine hochwertige PSAgA ist eine Investition in Ihre Sicherheit. Achten Sie auf Produkte aus robusten Materialien und eine hochwertige Verarbeitung. Beachten Sie auch die Lebensdauer bzw. Ablegereife des Produkts. Diese definiert, wie lange ein Produkt gelagert, genutzt und wann es entsorgt werden muss. Produkte, wie beispielsweise von der Firma Edelrid, weisen oft eine von Lebensdauer von 10+4 aus. Dies bedeutet, dass die PSA gA vier Jahre gelagert werden darf und danach noch volle 10 Jahre genutzt werden kann. Doch Achtung, der Beginn der Nutzung muss dokumentiert werden, da sonst der Sachkundige von einer Nutzung ab Herstellungsdatum ausgehen muss.
  • Sichtbarkeit und Auffindbarkeit: Gerade bei Dunkelheit, schlechten Sichtverhältnissen oder betriebsamen Baustellen ist es wichtig, dass man Sie in Ihrer PSAgA gut erkennen kann. Wählen Sie daher Gurte, Helme und Verbindungsmittel in Signalfarben und mit reflektierenden Elementen. So bleiben Sie im Notfall auffindbar und werden von anderen Gewerken auf der Baustelle nicht übersehen.
  • Individuelle Anpassbarkeit: Jeder Mensch ist anders gebaut. Achten Sie darauf, dass sich Gurte, Helme und andere Komponenten flexibel an Ihre Körpermaße anpassen. Vor allem zu große oder zu kleine Arbeitsgurte sollten vermieden werden, denn nur eine optimal sitzende PSAgA bietet maximalen Schutz und Tragekomfort. Bei besonders schweren Personen bzw. besonders leichten Personen, sollte man auch das mindest bzw. maximal zulässige Anwendergewicht berücksichtigen.

Die spezialisierten Hersteller von PSAgA bieten für jeden Einsatzzweck und jede Körperstatur die passende Lösung. Kaufen Sie ihre PSA gA bei einem Fachhändler, nicht nur verfügt dieser über das nötige Fachwissen um Ihnen eine maßgeschneiderte Lösung für ihr Bedürfnisse anzubieten, auch ist dieser in der Regel günstiger und die zu erwerbende Produkte hochwertiger, als Material aus dem Baumarktregal.  Scheuen Sie sich nicht, den Kundenservice zu kontaktieren und sich individuell beraten zu lassen.

Die richtige Pflege Ihrer PSAgA

Sorgfalt ist der Schlüssel zu einer sicheren Ausrüstung. Nur eine intakte und regelmäßig geprüfte und gewartete PSAgA kann im Ernstfall zuverlässig schützen. Die Pflege beginnt schon bei der täglichen Handhabung:

  • Verstauen Sie Ihre Ausrüstung nach Gebrauch sauber und trocken in einem luftigen und vor UV-Strahlung geschützten Behältnis.
  • Setzen Sie die PSAgA keinen unnötigen Belastungen aus, etwa durch unsachgemäßes Abstellen oder durch Lagerung bei sehr hohen, sehr niedrigen oder stark wechselnden Temperaturen
  • Vermeiden Sie den Kontakt mit Chemikalien, starker Hitze oder scharfen Kanten.

Darüber hinaus ist eine regelmäßige Sicht- und Funktionsprüfung unverzichtbar. Kontrollieren Sie Gurte, Seile und Verbindungsmittel auf Risse, Schnitte und Abriebstellen. Testen Sie die Gurtschnallen und untersuchen Sie die Nähte. Halten Sie die metallischen Komponenten frei von Rost und Verschmutzungen.

Ihre PSAgA muss mindestens einmal jährlich von einem zertifizierten Sachkundigen inspiziert und auf Herz und Nieren geprüft werden. Nur so ist sichergestellt, dass auch versteckte Mängel rechtzeitig erkannt werden und Sie sicher Ihrer Arbeit nachgehen können. Entsorgen Sie beschädigte oder übermäßig verschlissene Ausrüstung sofort. Achten Sie dabei darauf, dass die Ausrüstung nicht versehentlich doch wieder der Nutzung zugeführt werden kann.

Die richtige Schulung ist das A und O

Vertrauen Sie auf Ihre Fähigkeiten. Selbst die beste PSAgA kann nur dann zuverlässig schützen, wenn sie korrekt eingesetzt wird. Umfassendes Wissen über die Handhabung und den fachgerechten Gebrauch ist daher zwingend erforderlich.

Lassen Sie sich von Experten schulen, bevor Sie mit Ihrer PSAgA in die Höhe gehen. Wir bieten hierzu spezielle Lehrgänge an, in denen Sie den sicheren Umgang mit ihrer Persönlichen Schutzausrüstung trainieren. Hier lernen Sie, wie man die Ausrüstung anlegt, welche Anschlagtechniken und -punkte es gibt und wie man in Notfällen effektiv und sicher reagiert. Auch die Themen Rettung und Bergung stehen in vielen unserer Kurse auf dem Programm.

Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen und so lange zu üben, bis Sie sich mit der Ausrüstung rundum sicher fühlen. Nur wer seine PSA gA kennt und beherrscht, ist optimal vor Abstürzen geschützt.

In unserem Schulungszentrum Berlin bilden wir seit 20 Jahren Industriekletterer und PSAgA Anwender nach höchsten Qualitätsstandards aus

Fazit

Die Wahl der richtigen PSAgA ist für Ihre Sicherheit von entscheidender Bedeutung. Achten Sie auf Qualität, Normkonformität und die Eignung für Ihren speziellen Anwendungsbereich. Wählen Sie Markenprodukte, die keine Kompromisse eingehen, wenn es um Ihren Schutz geht.

Investieren Sie in eine fachkundige Beratung. So gehen Sie sicher, dass Sie eine PSAgA erhalten, die perfekt auf Ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Gerne helfen wir Ihnen persönlich bei der Auswahl. Werfen Sie gerne auch einen Blick in unseren Ausrüstungsshop. Dort haben wir auch Komplettlösungen, wie fertig zusammengestellte PSA-Sets für unterschiedliche Anwendungsgebiete.

Lassen Sie sich umfassend schulen und üben Sie regelmäßig den Umgang mit Ihrer Ausrüstung. Nur so gewährleisten Sie, dass Ihre PSAgA im Ernstfall optimal funktioniert und Ihr Leben schützt. Mit der richtigen persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz gehen Sie auf Nummer sicher und können sich voll und ganz auf Ihre Arbeit in der Höhe konzentrieren.

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