
Krankenkasse, Versicherungen & finanzielle Freiheit: Angestellt oder selbstständig als Industriekletterer
Bei der Frage nach Selbstständigkeit oder Angestelltenverhältnis stehen viele Industriekletterer vor einer grundlegenden Entscheidung. Diese Entscheidung ist nicht nur richtungsweisend für die unmittelbaren Verdienstmöglichkeiten, sondern beeinflusst auch deine berufliche Zukunft bis hin zur Altersvorsorge. In unserem Blog erfährst du mehr über die Unterschiede zwischen diesen beiden Wegen und welche Aspekte beachtenswert sind.
Selbstständigkeit vs. Angestelltenverhältnis: Ein Überblick
Die Selbstständigkeit bietet viele Freiheiten, wie z.B. die Möglichkeit, die eigene Zeit selbst einzuteilen, ortsunabhängig zu arbeiten und höhere Tagessätze anzusetzen. Allerdings bringt sie auch Herausforderungen mit sich, wie fehlende feste Strukturen, geringere Versorgungssicherheit und Kosten für Versicherungen, Steuern und Altersvorsorge, die selbst verwaltet werden wollen.
Ein Angestelltenverhältnis hingegen bietet eine strukturierte Umgebung mit festen Rollen, planbaren Arbeitszeiten, bezahltem Urlaub und automatisierten Sozial- und Steuerabgaben, wodurch das eigene finanzielle Risiko minimiert wird. Was ist jetzt die richtige Entscheidung? Schauen wir uns die einzelnen Einflussfaktoren etwas genauer an.
Rechtliche und finanzielle Überlegungen
Ein entscheidender Aspekt bei der Abwägung, ob Selbstständigkeit oder Angestelltenverhältnis, ist das Verständnis der rechtlichen und finanziellen Auswirkungen. Dazu gehört die Vermeidung von Scheinselbstständigkeit und die Bedeutung von Netzwerkaufbau, finanzieller Planung, Haftung und administrativen Erfordernissen.
Infobox Scheinselbstständigkeit:
- Scheinselbstständige Mitarbeiter sind nicht selbstständig, sondern befinden sich in einer wesentlichen Abhängigkeit zu ihrem Auftraggeber.
- Eine geringe unternehmerische Freiheit, Weisungsgebundenheit und ein einzelner Hauptauftraggeber können auf eine Scheinselbstständigkeit hindeuten.
- Stellt sich heraus, dass eine Person nur zum Schein selbstständig ist, muss der Auftraggeber die entgangenen Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen.
Quelle: eRecht24
Viele, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, beginnen langsam. Im Regelfall werden nach der Gewerbeanmeldung die ersten Jobs als Nachunternehmer abgearbeitet, bevor ein eigener Kundenstamm aufgebaut werden kann. Den konsequenten zweiten Schritt, vom Soloselbstständigen zur Unternehmensgründung, machen nur die wenigsten. Wer Verantwortung für Beschäftigte übernimmt, mehr Zeit mit Kundenakquise, Angebotserstellung und Planung größerer Projekte verbringt, büßt das ein, was viele in der Selbstständigkeit suchen: die Möglichkeit, frei über die eigene Zeit zu verfügen. Wächst der operative Umsatz, muss zwangsläufig auch die umgebende Infrastruktur mitwachsen.
Zu beachtende Aspekte bei der Entscheidung zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis
- Bezahlter Urlaub: Als Angestellter hat man Anspruch auf bezahlten Urlaub, während man als Selbstständiger selbst für Auszeiten sorgen und finanziell vorplanen muss.

- Krankenversicherung: Selbstständige müssen sich entweder über private Anbieter oder die gesetzliche Krankenversicherung absichern. Die vom GKV-Spitzenverband festgelegten Kriterien, die sich an Arbeitszeit, Einkommen und Stellenwert des Jobs orientieren, sind für die Einstufung maßgeblich. Die Beiträge können starkem Wandel unterliegen und Rechnungen müssen von der versicherten Person zunächst vorgestreckt werden. Beschäftigte sind bei einer gesetzlichen Kasse versichert, wobei die Hälfte des monatlichen Beitrags vom Arbeitgeber getragen wird. Kinder sind im Gegensatz zur privaten Krankenversicherung kostenfrei mitversichert.
- Altersvorsorge: Auch die Altersvorsorge liegt bei Selbstständigen komplett in der eigenen Verantwortung, während Angestellte von der gesetzlichen Rentenversicherung profitieren, auch wenn seit vielen Jahren dringend empfohlen wird, zusätzlich privat vorzusorgen.
- Auftragslage und Überbrückung von Auftragsflauten: Selbstständige Industriekletterer sind als Unternehmer für Ihre eigene Auftragslage verantwortlich. Kunden- und Auftragsakquise sind daher unerlässlich, der benötigte Zeit- und Kostenaufwand für Eigenwerbung und Kundenbindung sollte also berücksichtigt werden. Auch die Bildung von Rücklagen, um Zeiten mit weniger Aufträgen oder krankheitsbedingten Ausfallzeiten zu überbrücken, sollte hierbei nicht vernachlässigt werden. Angestellte haben in diesem Punkt also bedeutend mehr Sicherheit.
- Haftpflichtversicherung: Als Selbstständiger ist eine Betriebshaftpflicht unerlässlich. Kein seriöser Auftraggeber wird einen Nachunternehmer ohne entsprechenden Nachweis und mit ausreichender Deckungssumme verpflichten.
- Zusatzleistungen: Einige Unternehmen bieten neben dem Gehalt zusätzliche Leistungen wie betriebliche Altersvorsorge, Fahrkarten für den öffentliche Personennahverkehr, Arbeitskleidung, Firmenwagen mit 1-Prozent-Regelung, Sportabonnements usw. an, womit private Lebenskosten ihrer Beschäftigten gesenkt werden.
- Sicherheitsdenken: Generell ist das Angestelltenverhältnis mit mehr Sicherheiten verbunden, während die Selbstständigkeit mehr Eigenverantwortung und Risikobereitschaft erfordert.
Es gibt auch die Möglichkeit, sich mit dem Industrieklettern als Nebengewerbe langsam an die Branche heranzutasten. Allerdings entstehen hier neue Herausforderungen, wenn Selbstständigkeit und Teilzeitbeschäftigung unter einen Hut gebracht werden müssen. Es erfordert einen ausgewogenen Ansatz, um beide Verpflichtungen zu managen, ohne gegen gesetzliche oder vertragliche Bestimmungen hinsichtlich Arbeitszeit und Einkommensdeklaration zu verstoßen.
Neben der Erlaubnis des Arbeitgebers und einer Einschränkung der Verfügbarkeit, ist auch die daraus erwachsende Verpflichtung zu einer Steuererklärung zur beachten. Außerdem ist der Übergangsweg zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung von entscheidender Bedeutung. Faktoren wie die für jeden Arbeitstyp aufgewendete Zeit und das Einkommensverhältnis aus Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis bestimmen die Versicherungspflichten und die Auswirkungen auf die Sozialversicherung.
Fazit
Die Entscheidung zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis als Industriekletterer ist nicht leicht. Beide Wege bieten Vorteile, die ausgiebig abgewogen werden sollten. Je nach persönlicher Vorliebe für Stabilität oder Freiheit unter den gegebenen Bedingungen von vorhandenem Netzwerk, Wissen und auch Ressourcen. Des Weiteren sind Mischformen der beiden Richtungen konstruierbar, die für deine persönliche Situation gut funktionieren könnten. Fakt ist, allein den höheren Betrag pro Einsatztag als Grundlage der Entscheidung heranzuziehen, wird dem Gesamtvergleich nicht gerecht.
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